9. Juli 2018

Die Säulen des Karate

Kihon

Im Kihon (Grundschule) werden sämtliche Karatetechniken erlernt, die als Basis für das weitere Karatestudium dienen. Man lernt seinen Körper entsprechend den Prinzipien des traditionellen Karate in allen Richtungen und mit maximaler Effektivität zu bewegen.

Die grundlegenden Techniken der Abwehr, des Stoßens, Schlagens und Tretens sind sowohl der Anfang, wie auch das Ziel des Karate-do. Sie lassen sich zwar im Laufe von ein paar Monaten halbwegs lernen, aber um sie vollkommen zu meistern, reicht oft ein ganzes Leben nicht aus. Der Lernende muß regelmäßig üben und vollste Konzentration und Anstrengung für jede einzelne Bewegung aufwenden.
Der Körper muß sich als Ganzes bewegen. Selbst wenn nur ein Finger einer Technik (Ippon-Nukite) das Ziel berührt, steckt stets die Kraft des gesamten Körpers und nicht nur die des einzelnen Körperteiles hinter der Technik.

Im Kihon müssen wir unseren Körper trainieren und stärken um für den Ernstfall bereit zu sein!

Kata

Kata bedeutet wörtlich „festgelegte Form“. Rein Äußerlich ist die Kata eine Aneinanderreihung von Techniken des Karate-do. In Wirklichkeit ist Kata ein Kampf gegen mehrere imaginäre Gegner. Gegenwärtig kennt man ca. 50 Katas in den verschiedenen Karate-Stilrichtungen, manche von ihnen sind seit über Hunderten von Jahren bekannt und überliefert, andere hingegen wurden erst in jüngerer Zeit entwickelt.

Die Charakteristik der Kata

  • Jede Technik und jede Bewegung einer Kata ist in ihrer Reihenfolge und Richtung genau festgelegt.
  • Jede Kata beginnt mit einer Abwehrtechnik. Diese Tatsache zeigt uns den defensiven Charakter dieser Kampfkunst (ein altes japanisches Sprichwort besagt: Karate ni sente na shi = im Karate gibt es kein Zuvorkommen, d.h. es gibt keinen ersten Angriff im Karate).
  • Jede Kata beginnt und endet ungeachtet ihrer vielen Bewegungen am selben Punkt.
  • Jede Technik und Bewegung der Kata, ob Angriffs- oder Blocktechnik, muß in ihrer Bedeutung klar verstanden sein und so zunächst bewusst und später unbewußt ausgeführt werden.

Durch die Kata wird die innere Haltung geschult: Atmung, Ruhe, Gelassenheit, Sicherheit, Entschlusskraft, Kampfgeist und Rhythmus.
Bei den Kata werden sowohl Geist wie Körper trainiert. In der Ausführung einer Kata sollte der Karateka Selbstvertrauen und Bestimmtheit, aber auch Höflichkeit und Bescheidenheit zeigen und damit diszipliniert Körper und Geist zu einer Einheit vereinen. Gichin Funakoshi sagte oft zu seinen Schülern : „Ohne Höflichkeit geht der Geist des Karate verloren“. In der Kata werden uns auch Kampferfahrungen der alten Meister übermittelt, und die gilt es zu verstehen. Wie schon Funakoshi sagte: „Übe die Kata korrekt, im echten Kampf ist das eine andere Sache.“

  • Tekki Sandan
  • Bassai-Sho
  • Kanku-Sho
  • Ji’in
  • Meikyo
  • Wankan
  • Unso
  • Gojushio-Sho
  • Gojushio-Dai

Kumite

Neben Kihon und Kata ist Kumite die dritte wichtige Säule des Karate. Kumite wird oft mit Kampf übersetzt, sollte aber als “ Technik der Bewegung“ verstanden werden.

Kumite ist keine streitbare Auseinandersetzung zur Feststellung der Stärken, sondern sollte vielmehr als Chance gesehen werden, durch das gemeinsame Training mit dem Partner mit dem eigenen Ich ins Reine zu kommen.

Karate ist und bleibt aber eine Kampfkunst, und deshalb können wir nur durch Übungen mit einem Partner ein volles Verständnis für unsere Karatetechniken, für den korrekten Abstand, das Timing und viele andere unumgänglichen Feinheiten des Karate bekommen, um uns im Ernstfall auch verteidigen zu können.
Im Kumite werden Abwehr-, Angriffs,- und Kontertechniken bzw. –kombinationen mit dem Partner geübt. Auf dem Weg zum „freien Kampf“, dem Jiyu Kumite, gibt es verschiedene Kampfübungen. Ziel dieser Übungen ist es, den Karateka an den freien Kampf heranzuführen. Dem Karateka wird dabei ein hohes Maß an Präzision und Kontrolle über die eigenen Karatetechniken abverlangt. Die Verantwortung gegenüber dem Partner beim Üben und gegenüber dem Gegner im Kampf muss daher jedem jederzeit bewusst sein. Respekt vor dem Übungspartner und dem Gegner stehen an oberster Stelle. Im freien Kampf kommt es darauf an, nach Wettkampfregeln, die meisten Punkte zu erzielen.

Weiters erlernt man bei Kumite auch Fußfege- und Wurftechniken, die einen sicheren Fall des Partners garantieren, und die im Wettkampf erst durch eine Folgetechnik (Hand oder Fuß) mit einem Ippon (Punkt) bewertet werden. Dabei ist die Fallschule im Training sehr wichtig um Verletzungen zu vermeiden.

Bezeichnung Übungsformen des Kampfes Erläuterung
Gohon KumiteFünfschrittkampfEin Partner greift fünf mal hintereinander im Vorwärtsgehen an, während der andere Partner im Rückwärtsgehen jeden Angriff abwehrt und nach der fünften Abwehrtechnik eine Kontertechnik ausführt. Angriffs- und Abwehrtechnik sind beiden Partnern vorher bekannt.
Sanbon KumiteDreischrittkampfDiese Übungsform entspricht dem Fünfschrittkampf. Der Unterschied besteht darin, dass nur drei mal angegriffen und abgewehrt wird.
Kihon Ippon Kumitegrundschulmäßig ausgeführter EinschrittkampfEs erfolgt nur noch ein Angriff, gefolgt von einer Abwehr- und einer oder mehrerer Kontertechniken (in der Regel höchstens zwei). Alle Techniken sind noch streng grundschulmäßig vorzutragen.
Jiyu Ippon Kumitefreier EinschrittkampfDie Partner stehen sich nun nicht mehr „fest“ gegenüber. Alle Techniken sind aus der Bewegung heraus vorzutragen. Aber auch hier folgt direkt nach dem Angriff die Abwehr- und die Kontertechnik.
Kaeshi Ippon Kumiteerwiderter EinschrittkampfDirekt nach dem Angriff geht der Verteidiger zum Angriff über und zwingt damit den Angreifer in die verteidigende Position. Dieser schließt die Übung mit einer Kontertechnik ab.
Okuri Ippon Kumitezwei Angriffe hintereinanderHierbei wird der erste Angriff noch angesagt. Der zweite Angriff ergibt sich aus der Situation und der Distanz zum Partner.
Happo KumiteKampfübung in alle RichtungenDie Angriffe erfolgen nacheinander aus verschiedenen Richtungen von mehreren Angreifern. Abwehr und Kontertechnik richten sich nach der Situation und der Distanz zum Partner.
Jiyu KumiteFreikampfAngriffs- und Abwehrtechniken werden nicht mehr abgesprochen. Es wird „frei“ gekämpft.